Update AT&T vom 1.2.2022 (nach Aufnahme des Videos): AT&T hat nun bekannt gegeben, sich für einen Spin-Off in Quartal entschieden zu haben. AT&T-Aktionäre werden je Aktie 0,24 Aktien des neuen Unternehmens Warner Bros Discovery erhalten. Die Dividende von AT&T wird wie angekündigt gekürzt. Von zuletzt 2,08 Dollar pro Aktie, wird sie auf nur noch 1,11 Dollar pro Aktie fallen. Damit ist die aktuelle Dividendenrendite nur noch 4,3%. Die Aktie fiel heute, nach Bekanntgabe der News, um weitere 5%. Ich werde meine AT&T-Aktien weiter halten.
Der Markt ist volatil wie lange nicht. Die Unsicherheit ist hoch. Wie geht es jetzt weiter an den Aktienmärkten? Heute schauen wir uns die Quartalszahlen von Intel, AT&T, Microsoft und Apple an. Dabei geben wir jeder dieser Aktien eine Schulnote für ihre Quartalszahlen. Zudem gibt es noch kurze Updates zu 3M, Omega Healtcare Investors und T. Rowe Price Group. Also bleibt dran.
Auf Youtube und Twitter wurde schon viel von Crash gesprochen. Davon sind wir aktuell noch weit entfernt aus meiner Sicht. Der S&P500 ist im Januar um lediglich um knapp 7,5% korrigiert. Das ist im Kontext eines Anstiegs in 2021 um über 30% maximal eine Korrektur. Die Tech-Werte sind etwas mehr unter die Räder gekommen. Nasdaq -13%. Aufgrund der steigenden Zinsen, ist aktuell Profitabilität wichtiger als Wachstum. Außerdem macht die Inflation weiter Sorgen. Wer gutes Geld verdient und die steigenden Kosten weitergeben kann, ist klar im Vorteil.
Wenn man sich die aktuellen Quartalszahlen der verschiedenen Unternehmen anschaut, sollte man darauf achten, wie sich die inflationären Tendenzen auf die Marge der Unternehmen auswirkt. Kann das Unternehmen die Preissteigerungen aus ihrer Wertschöpfungskette an den Kunden weitergeben? McDonalds kündigte beispielsweise für 2022 sinkende Gewinne an aufgrund steigender Waren- und Personalkosten. Noch funktioniert McDonalds eben nicht ohne Servicekräfte, Burger und Cola. Wenn die Servicekräfte mehr Geld wollen und das Rindfleisch teurer wird, kann McDonalds die Preise nicht ins unermessliche anheben. Irgendwann steigen die Menschen auf Alternativen um – trotz der starken Marke. Aber schauen wir uns mal ein sehr positives Beispiel an: Microsoft. Vorher kurz der Disclaimer: Meine Videos sind keine Empfehlung oder Anlageberatung, sondern nur meine persönliche Meinung. Denkt selber nach, recherchiert und handelt dabei immer möglichst rational. Die möglichen Risiken aus Investitionen müsst ihr selber verantworten. Lest euch auch den Disclaimer auf rationalhandeln.de/disclaimer.
Microsoft steigerte seine Umsätze im Vergleich zum Vorjahr wieder um 20%. Die Marge wuchs genauso stark. Teilweise, z.B. bei den Office-Produkten, stieg die Marge sogar stärker als der Umsatz. Sinkende Margen durch steigende Kosten? Bei Microsoft nicht. Microsoft hat eine enorme Preissetzungsmacht, die sie vermutlich gar nicht richtig ausnutzen. Vermutlich auch um den Kartellbehörden nicht noch mehr in die Karten zu spielen. Die SaaS- und Cloudbranche von Microsoft kennt Probleme wie steigende Warenkosten bei McDonalds nicht. Von steigendem Fachkräftemangel könnte Microsoft dank Jobplattform Linkedin sogar profitieren. Für viele Unternehmen ist Microsoft 365 seit Corona unverzichtbar. Die Cloud-Sparte wächst und wächst. Microsoft bekommt eine glatte 1 für seine Quartalszahlen. Die Aktie ist natürlich trotzdem relativ teuer, aber Qualität hat seinen Preis.
Etwas weniger erfreulich waren hingegen die Quartalszahlen von AT&T. Zumindest wurden hier einige Fragezeichen aufgeworfen. Es ist noch nicht klar, ob die für Sommer avisierte Abtrennung der WarnerMedia Assets in Richtung Discovery, mittels eines spin-off oder split-off stattfinden soll. Der Spin-Off ist deutlich üblicher. Dabei erhalten AT&T Aktionäre zusätzlich Aktien des neuen Unternehmens. Aktuell wären das ca. 0,25 Aktien des neues Unternehmens Warner Bros Discovery je einer AT&T Aktie. Danach kann der Aktionär entscheiden, welche Aktien er hält oder verkauft. Ein Splitt-Off ist etwas komplizierter. AT&T würde seinen Aktionären eine Option anbieten AT&T-Aktien für Warner Bros Discovery Aktien zu tauschen. AT&T würde hier eventuell einen Bonus einbauen und zum Beispiel für eine AT&T Aktie sogar auch eine Aktie von Warner Bros Discovery anbieten. Da die Aktie von Discovery aktuell sogar höher als die von AT&T gehandelt werden, wäre das sogar attraktiv.
Warum würde AT&T den Splitt-Off wählen? Sie könnten so vermutlich fast ein Viertel ihrer Aktien zu einem aktuell sehr günstigen Preis einziehen. Aktionäre müssten hier allerdings eine klare Entscheidung (welches Unternehmen?) treffen, während sie bei einem Spin-Off einfach beide Unternehmen im Depot halten können. Aber die Börse mag vor allem Unsicherheit nicht. Eine Entscheidung über das finale Verfahren wird es aber vermutlich erst in Q2 geben, wenn klar ist zu welchen Aktienkursen der Unternehmen der Spin- oder eben Splitt-Off stattfinden wird.
Dabei waren die Quartalszahlen von AT&T gar nicht so schlecht. Sie wurden aber eben von der gerade beschriebenen Unsicherheit überschattet. Zwar fielen Umsatz und Gewinn im Vergleich zum Vorjahr, aber das wurde erwartet. Die Analysten hatten sogar noch schlechtere Zahlen erwartet. In allen drei Bereichen (Wireless, Fiber und HBOmax) wächst AT&T weiter. Der Gesamtumsatz ging allerdings zurück im Jahresvergleich. Der Grund: das Videogeschäft boomt nicht mehr. Nimmt man diesen Effekte heraus, stieg der Umsatz um 4,2%. Insgesamt solide Zahlen. Das Kernbusines von AT&T läuft weiter stabil und erwirtschaftet genug Free Cash Flow für eine hohe Dividende. Bis Sommer wird der Kurs aber volatil bleiben. Ich halte weiter und beobachte. Für mich eine 3 für diese Quartszahlen.
Auch Apple legte meisterliche Quartalszahlen hin. Statt eines erwarteten Gewinns von 1,89 Dollar, fuhr Apple 2,10 Dollar ein. Das ist 11% mehr als erwartet von den Analysten. Über sämtliche Kategorien verdiente Apple mehr als erwarten: iPhone, Mac, Wearbles und Service. Die operative Marge konnte sogar auf 43,7% von nur 39,7% im Vergleich zum letzten Quartal in 2020 gesteigert werden. Umsätze und Marge steigen. Die perfekte Kombination in Zeiten steigender Inflation. Das ist Preissetzungsmacht. Dafür gibt wieder eine glatte 1. Das heißt nicht, dass ich Apple jetzt sofort nachkaufen würde. Ich würde sie auf keinen Fall verkaufen, den Fehler habe ich 2018 mit ein paar Aktien gemacht. Die Bewertung mit einem KGV von knapp über 25 erscheint bei diesen Zahlen nicht zu hoch, aber man muss bei Apple das Anti-Trust-Risiko mit einpreisen. Hier könnte noch einiges auf die großen Techkonzerne zukommen. Zudem wird da Wachstum in 2022 vermutlich etwas nachlassen. Ich denke in den kommenden Monaten könnte es Apple etwas günstiger zu kaufen geben.
Jetzt aber etwas ausführlich zum Chipgiganten Intel. Die gute Nachricht zuerst Intel hebt die Dividende um 5% an. Das freut den Dividendeninvestor. Dafür ging es mit dem Kurs aber direkt bergab und das trotz geschlagener Erwartungen der Analysten. Der Grund für den Kursrückgang war vor allem ein schlechter Ausblick für das kommende Quartal. Hier prognostiziert Intel 40% weniger Gewinn pro Aktie als letztes Jahr. Das liegt auch daran, dass letztes Jahr aufgrund von Home Office Boom die Nachfrage nach PCs enorm und quasi unschlagbar gut war. Zudem verkündete Intel einen Rückgang der operativen Marge um 3,2% auf nur noch 53,6%. Grund: die hohen Investitionen in neue Chip-Fabriken. Intel-CEO Pat Gelsinger prognostizierte außerdem weiter Supply Chain Probleme – nicht nur dieses Jahr, sondern bis sogar 2023.
Während die Nachfrage im PC-Bereich langsam wieder auf normale Niveaus zurückgeht, boomen die Produkte für Server und IoT. Die kommende Prozessorbaureihe für Server Sapphire Rapids liegt laut Gelsinger im Plan. Im ersten Quartal sollen die ersten Prozessoren ausgeliefert werden. Letztes Jahr wurde die Auslieferung auf 2022 verschoben. Mobileye, das optische Erkennungssysteme für Fahrzeuge anbietet, hat im jüngsten Quartal einen Umsatzanstieg von 7 Prozent und im gesamten letzten Jahr ein Umsatzplus von 43 Prozent verbucht. Im Laufe dieses Jahres will Intel Mobileye an die Börse bringen.
Intel hält weiterhin an seiner IDM 2.0 Strategie fest. Erst vergangene Woche gab Intel bekannt, bis zu 100 Milliarden Dollar in den Bau einer riesigen neuen Chipanlage im US-Bundesstaat Ohio zu stecken. Eine Entscheidung über Europa-Investitionen steht noch aus. Deutschland macht sich große Hoffnungen auf einen Zuschlag. Intel hat im Sommer 2021 angekündigt, rund 100 Milliarden Dollar innerhalb von zehn Jahren in neue Halbleiterwerke zu investieren. Wer in Intel investiert, muss die kommenden Jahre also etwas Geduld haben. Es muss investiert werden, um den technologischen Rückstand aufzuholen. Hier gibt es aber auch im PC-Bereich Hoffnung. Intels neuster High-End Chip Core i9 schlägt angeblich den M1 max Chip von Apple (aber von TSMC hergestellt), um 4% in den üblichen Performance-Benchmarks. Allerdings sind die Intel-Chips dicker und verbrauchen mehr Energie. Aber es macht Hoffnung.
Also welche Note gebe ich Intel jetzt für diese Quartalszahlen? Ich finde die Quartalszahlen gar nicht so schlecht. Dass Intel nicht das erste Quartals aus 2021 wiederholen würde, war klar. Die Strategie wird konsequent weiterverfolgt. Intel braucht aber Zeit damit seine neue Strategie fruchtet. Mobileye und Data Center boomen trotzdem weiter. Für mich eine glatte 2. Wie sieht es bei euch aus? Nach dem Rücksetzer überlege ich sogar nochmal nachkaufen. Die Dividendenrendite liegt wieder bei ca. 3%. Das KGV liegt unter 10. Das Investitionsprogramm für die kommenden Jahre scheint eingepreist. Chips sind mittlerweile einfach überall drin – ohne gehts nicht. Der technologische Rückstand ist aufholbar. Und politisch haben die USA großes Interesse sich unabhängiger von Asien zu machen. Diese niedrige Bewertung (aus meiner Sicht unter dem fairen Wert) bietet viel Potenzial für zukünftige Rendite.
Alle vier Quartalszahlen sind nicht schlecht. Keiner hat richtig enttäuscht. Trotzdem ging es vor allem für Intel und AT&T ziemlich bergab. Selbst für Microsoft ging es erst kurzfristig bergab, bevor es dann doch hoch ging. Der Markt ist aktuell extrem volatil und unsicher. Es gibt hohe Schwankungen. Daher kann man solche Phasen auch einfach mal mit Nichtstun aussitzen. Nicht verkaufen, aber auch nicht kaufen. Wer Sparpläne hat, kann sie natürlich weiterlaufen lassen. Um den Cost-Average-Effekt nicht zu verfälschen, sollte man sie aus meiner Sicht nicht pausieren. Also bleibt cool und schaut nicht zu oft in euer Depot. Es zählt nicht die rote Zahl, die heute drin steht, sondern hoffentlich die große grüne Zahl in fünf oder spätestens 10 Jahren.
Dann noch ein paar Aktien in aller Kürze. Omega Healthcare Investors wird die Dividende konstant gehalten und Aktien im Wert von bis zu 500 Mio Dollar zurückkaufen. Die Aktie reagierte positiv. 3M droht ein teurer Rechtsstreit für seine Gehörschutzprodukte für Soldaten. 3M musste zwei Armeeveteranen 110 Millionen Dollar Schadenersatz zahlen. Auch wenn 3M in Revision gehen wird, drohen hier viele weitere Klagen. Die Aktie brach um mehr als 4% ein. Die Quartalszahlen zuvor waren zwar solide, aber 3M leidet weiter unter steigenden Rohstoffkosten und Supply Chain Problemen.
Das Finanzunternehmen T. Rowe Price Group fiel seit einem Monat um fast 25% im Kurs. Zwar schlug TROW bei den Quartalszahlen fast alle Erwartungen, aber vor allem das stark verlangsamte Wachstum bei Assets under Management (von Q3 auf Q4 nur noch 0,3%) enttäuschte. Die Gefahr ist, dass die aktuelle Marktphase dafür sorgt, dass mehr Investoren ihr Geld abziehen und so die darauf basierenden Provisionen sinken. Konkurrent Blackrock erhöhte aber gerade die Dividende um 18%. TROW gibt ihre Dividendenveränderung im Feburar bekannt. Rückenwind könnte auch die Übernahme von Oak Hill bringen. Dadurch erhöhen sich Umsatz, Gewinn und auch das Produktportfolio. Für mich wurde das Unternehmen zu stark abgestraft und wäre definitiv ein Kandidat für einen Nachkauf.